„Mama, mir ist sooo langweilig!“ – Warum das gut ist
Irgendwann ist es soweit und dieser Satz erklingt: „Mir ist langweilig!“, „Das Spiel ist doof!“, „Ich weiß nicht, was ich spielen soll!“ Spätestens mit dem Eintritt in die Schulreife stellen Kinder plötzlich fest, dass sie eine bisher geliebte Tätigkeit nicht mehr spannend finden, sie lieber etwas anderes möchten – aber nicht wissen, was.
Viele Kinder geraten ab und zu mal in diese Stimmung großer Unzufriedenheit, die in Untätigkeit und schlechte Stimmung mündet.
Dieses Verhalten veranlasst viele dazu, Vorschläge für ein neues Spiel zu machen oder anstehende Aufgaben zu vergeben.
Und wer das schon mal ausprobiert hat, merkt schnell, dass das selten zum Erfolg führt. Allzu häufig passiert es, dass Kinder das neue Angebot frustriert ablehnen und die Laune noch mehr in den Keller sinkt.
Wie können Eltern auf die Langeweile ihrer Kinder gut reagieren?
Kinder sind wie Erwachsene vielen Reizen und Aktivitäten ausgesetzt. Das hält das Hirn in ständiger Beschäftigung. Lassen die Reize nach, gerät das Gehirn in eine Art Unterforderungszustand. Dann entsteht Langeweile.
Nun beginnt die Kunst, diese Langeweile ein Stück weit auszuhalten und die Gedanken schweifen zu lassen. Das ist etwas, was Kinder lernen können.
Nur wie können Sie Ihr Kind dabei unterstützen?
Vielleicht sind Sie bereits geübter im Aushalten von Langeweile und können von sich berichten: „Wenn mir langweilig ist, dann bin ich immer ganz gespannt, weil mir dann bald was ganz tolles einfällt.“
Oder Sie beglückwünschen Ihr Kind zu seiner Langeweile. Das klingt vielleicht unpassend, aber es ist tatsächlich so, dass unterforderte Gehirne bald vor Kreativität sprühen (denken Sie nur einmal an die Dinge, die Sie in langweiligen Unterrichtsstunden so angestellt haben).
Wenn Ihr Kind lernt, dass Langeweile der Schlüssel zu neuen Ideen ist, dann wird es einen positivieren Umgang damit finden.
Auch Erwachsenen geht es so: stellen Sie sich einen Waldspaziergang einmal mit Kopfhörern und Hörbuch vor oder gänzlich ohne Ablenkung. Was denken Sie: wobei werden Sie mehr Zeit zum Gedanken schweifen lassen haben?
Die blaue Langeweile-Bank
In einer Kita gab es eine blaue Langeweile-Bank. Dort fanden sich die gelangweilten Kinder ein, die gerade nichts mit sich anzufangen wussten. So konnten sie einfach auf eine gute Spiel-Idee warten oder wurden von anderen Kindern zum Mitspielen eingeladen. Die Bank wurde selten genutzt, aber die Kinder, die sie nutzten, saßen nie lange dort.
Wenn es Kindern gelingt, ihre Langeweile selbst zu überwinden, haben sie noch etwas weiteres sehr wichtiges für sich gelernt: Der unangenehme Zustand der Langeweile konnte durch sie selbst reguliert und bewältigt werden.
Langeweile ist ein Geschenk
Langeweile ist keine Lücke, die gefüllt werden muss, sondern eine Chance. Sie zeigt Kindern, dass sie nicht von äußeren Reizen abhängig sind, sondern selbst Gestalter_innen ihrer Zeit sein können. Indem wir Langeweile erlauben und positiv werten, fördern wir nicht nur die Kreativität, sondern auch das Selbstbewusstsein von Kindern.

